Also habe ich für Lorena und mich motiviert einen Zug um 6:29 Uhr gebucht, der um 10 Uhr in Kiruna sein würde, damit wir noch viel vom Tag haben. Wir wollten also um 5:15 Uhr aufstehen um in aller Ruhe frühstücken, duschen und packen zu können... Irgendwie habe ich es dann aber geschafft, den Wecker auszudrücken und als ich das nächste mal auf die Uhr geschaut habe, war es plötzlich schon 6:07 Uhr!
Wir haben uns also in blanker Panik irgendwas angezogen, wahllos Sachen eingepackt und sind losgerannt Richtung Bahnhof! Es in einer Viertelstunde zum Bahnhof zu schaffen, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, weil man einmal durch die ganze Stadt muss. Und morgens ohne einen Schluck getrunken zu haben zum Bahnhof zu rennen, macht es nicht gerade leichter...
Durch einen Wink des Schicksals sind wir dann aber an einem Taxistand vorbeigekommen, an dem sogar morgens um kurz nach 6 ein Taxi gewartet hat! Also nichts wie rein und schon sind wie losgeheizt Richtung Bahnhof! Das hat uns zwar 9 Euro gekostet, war damit aber sicherlich noch um einiges günstiger als einen neuen Zug zu buchen.
Wir waren auf jeden Fall heilfroh, als wir um 6:28 Uhr endlich im Zug saßen und realisiert haben, dass wir es wirklich geschafft haben. Dann hieß es erstmal Zähne putzen im Zug, ein bisschen was trinken und wieder runterkommen... Was für ein Morgen!
Um 10 Uhr sind wir dann pünktlich in Kiruna angekommen und schon die Zugfahrt dorthin war echt beeindruckend: Komplett vereiste schneeweiße Bäume und kilometerweit nichts als Eiswüste... :)
In Kiruna mussten wir erstmal 20 min in die Innenstadt laufen, wo wir dann einen Supermarkt gefunden haben, bei dem wir uns ein Frühstück kaufen konnten.
Kiruna ist mit 18.000 Einwohnern recht überschaubar, aber trotzdem einen wirklich große Stadt, dafür dass es so weit im Norden liegt. Die Stadt wurde Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gegründet, weil Eisenerzvorkommen in der Gegend entdeckt wurden. Heute gibt es hier die größte Eisenerz-Miene der Welt, aus der jedes Jahr 26 Millionen Tonnen Roherz abgebaut werden.
Die Miene ist damit der Hauptarbeitgeber und das Herz der Stadt, wird ihr nun gleichzeitig aber auch zum Verhängnis.
Dadurch, dass die Erzader unterirdisch schräg verläuft, kommen die unterirdischen Sprengungen der Stadt immer näher und große Teile drohen abzusacken. Darum hat man entschieden, bis zum Jahr 2040 einen Großteil der Stadt (darunter die komplette Innenstadt) um 5km nach Osten zu verlegen.
Das ist natürlich ein Wahnsinns-Projekt! Die alte Holzkirche soll komplett abgebaut und in der neuen Stadt wieder aufgebaut werden, genau wie einige historische Gebäude. Das denkmalgeschützte Rathaus dagegen soll abgerissen werden und es wird bereits ein neues im neuen Stadtkern gebaut.
Lorena und ich haben in Kiruna dem alten Rathaus einen Besuch abgestattet, wo es eine große Ausstellung und viele Infos zur Umsiedlung der Stadt gab. Ich fand das auf jeden Fall super interessant und Lorena als quasi Stadtplanerin natürlich umso mehr! Das ist schon ziemlicher Wahnsinn, tausende Menschen und historische Gebäude umzusiedeln! Aber es lohnt sich für LKAB, die Firma, die das Eisenerz abbaut.
Abgesehen vom Rathaus haben wir uns noch die kleine Innenstadt und die Holzkirche angeguckt. Letztere hat mir echt gut gefallen, weil sie deutlich schlichter und weniger prunkvoll war als die meisten anderen Kirchen, die ich bisher gesehen habe. Ich mag Skandinavien!
Ansonsten gab es leider nicht allzu viel zu sehen in der Stadt... Normalerweise ist der Blick auf die umliegende Landschaft und die drei Berge, die Kiruna einkreisen, wohl echt beeindruckend, aber leider hat bei unserem Besuch das Wetter nicht so richtig mitgespielt: Eine dicke Wolkendecke hing über der Stadt und zusätzlich gab es noch recht dichten Nebel, sobald man in Richtung der Berge geguckt hat.
Nachmittags sind wir dann mit dem Bus nach Jukkasjärvi gefahren, wo es ein Hotel gibt, das komplett aus Eis und Schnee gebaut ist. Noch dazu ist es das größte Eishotel und -gebäude der Welt! Dieses Eishotel gibt es seit Jahren, es wird aber jeden Winter neu gebaut, weil es im Sommer -logischerweise- schmilzt.
Leider hat es sich in den letzten Jahren wohl zur riesigen Touristenattraktion entwickelt und dementsprechend waren auch die Preise: 20 Euro Eintritt zum Angucken, 500 Euro aufwärts kostet eine Übernachtung. Absolut lächerlich!
Weil wir nun aber schon einmal da waren, haben wir trotzdem den Eintritt bezahlt und uns das Hotel von innen angeguckt. Dort konnte man sich alle Zimmer angucken, in denen Künstler Skulpturen und andere Formationen/Kunst aus Eis und Schnee geschaffen hatten. Es war wirklich beeindruckend, was man alles mit Schnee und Eis machen kann und wie viel Arbeit in den einzelnen Zimmern gesteckt hat! Die meisten fanden wir zwar entweder gruslig oder ungemütlich, einige Zimmer waren aber wirklich ganz ansprechend. Trotzdem hätte ich (auch für 50 statt 500 Euro) nicht in diesem Hotel übernachten wollen, weil es super kalt war, die Betten ungemütlich aussahen und man zum Klo aus dem Hotel raus in ein anderes Gebäude gehen musste...
An Gästen fehlt es dem Hotel glaube ich aber trotzdem nicht und in der kleinen Eiskapelle dort heiraten wohl auch nicht weniger Menschen jeden Winter. Ich frage mich, wie die dann überhaupt ein Kleid tragen wollen, da frieren einem ja direkt sämtliche Körperteile ab...
Übernachtet haben Lorena und ich dann bei Erik, einem Gastgeber von Couchsurfing, der uns netterweise für eine Nacht aufgenommen hat. Dort zu übernachten war definitiv eine der besten Ideen des Trips nach Kiruna, denn er war super nett und freundlich, hat uns leckeres Essen gekocht, als wir ankamen, und wir saßen die halbe Nacht in seinem Wohnzimmer und haben gequatscht. Dazu hat er extra einen Rotwein aufgemacht und uns ganz viele Stories darüber erzählt, wo er reisen war und wie er in Kiruna gelandet ist. Das war wirklich super spannend und lustig :)
Couchsurfen in verschiedenen Ländern steht definitiv noch auf mein Liste mit Sachen, die ich in Zukunft machen möchte, denn es ist total inspirierend und man bekommt immer tolle Ideen, was man noch so ausprobieren kann!
Das war das Haus, in dem wir übernachtet haben:
Am nächsten Tag haben wir dann eine Führung durch die Miene gemacht, die mir auch wirklich gut gefallen hat. Zwar konnten wie "nur" in die Besuchermiene in einer Tiefe von 540m (heute wird bei 1360m abgebaut) und dort war es eher wie in einem kleinen Museum, aber die Führung war wirklich gut und ich habe wahnsinnig viel gelernt. Vor allem den Prozess, wie Eisenerz abgebaut und Eisen gewonnen wird, fand ich total spannend, weil er wirklich ausgefuchst war. Jede Nacht um 1:30 werden in Kiruna Sprengungen untertage gemacht, die man in der ganzen Stadt spüren kann!
Wir haben das aber leider verpasst, weil wir zu der Zeit geschlafen haben...
Außerdem konnte man die Bagger usw. sehen, die in der Miene benutzt werden, das war schon ziemlich cool. Die Reifen sind mit Wasser gefüllt, damit sie nicht explodieren können und die riesigen Bagger haben hinten ein Kabel mit einem Stecker dran, weil sie elektrisch fahren!
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